Zwischen Bangen und Hoffen/ Räumung der Siedlungen im Gaza-Streifen vor 10 Jahren 2 Perspektiven

Zwischen Bangen und Hoffen/ Räumung der Siedlungen im Gaza-Streifen vor 10 Jahren  2 Perspektiven

(Mynewsdesk) Foto: Samy Ajjour, Leiter der SOS-Kinderdörfer Gaza.

Vor 10 Jahren, am 15.August 2005, wurde begonnen die Siedlungen der Israelis im Gaza-Streifen zu räumen, mit dem Ziel extremistische Siedler zu verbannen. Anlässlich dieses Jahrestages erzählen Nelly Geva, Direktorin der SOS-Kinderdörfer in Israel und Samy Ajjour, Direktor der SOS-Kinderdörfer in Gaza von ihren Befürchtungen und Hoffnungen zur aktuellen Lage.

Vor 10 Jahren wurden die jüdischen Siedlungen im palästinensischen Gazastreifen geräumt. Welchen Einfluss hatte das auf das Leben der beiden Völker?

Israel- Nelly Geva: Nicht alle Siedler waren religiöse Fanatiker. Viele waren normale Familien, die in dem Gebiet schlicht Landwirtschaft betrieben und es liebten dort zu leben. Einen großen Einfluss auf die israelische Gesellschaft hatte die Räumung aber nicht. Nur auf die kleinen, fanatischen Gruppierungen unter den Siedlern – ihre Gedanken und Handlungen wurden immer extremer.

Gaza- Samy Ajjour: Für die Bevölkerung in Gaza hatte die Räumung sowohl positive als auch negative Auswirkungen. Das Reisen im Land wurde erleichtert, weil die Grenzkontrollen der Siedlungen aufgelöst wurden. Außerdem konnten wir das Land der Siedler wieder selbst bewirtschaften, was den Leuten Einnahmen brachte. Aber viele Siedlungen werden heute auch als Trainingslager militanter, politischer Gruppierungen benutzt. Das ist eine sehr beängstigende Entwicklung. Und wir sind isoliert. Solange die Siedler noch da waren, war die Versorgung besser, weil Israel Lieferungen in den Gazastreifen erlaubte. Heute sorgen Blockaden an den Grenzen dafür, dass Trinkwasser, Elektrizität, Baumaterial oder medizinische Güter immer knapper werden.

Alle Hoffnungen auf Frieden ruhen auf der nächsten Generation. Was unternehmen Sie, um den Kindern Toleranz und Respekt vor anderen Kulturen und Religionen zu lehren?

Gaza- Samy Ajjour: Natürlich wünschen sich alle Palästinenser Frieden. Aber in den letzten 10 Jahren wurde das Leben der Menschen in Gaza durch die Kriege immer wieder beeinträchtigt und bedroht. Viele haben Familienmitglieder verloren, ihre wirtschaftliche Existenz. Das macht die Friedensarbeit sehr schwierig. Dennoch bemühen wir uns natürlich sehr darum in der Schule und bei den täglichen Aktivitäten, Toleranz und Respekt anderen gegenüber immer wieder in den Fokus zu rücken. Wir hoffen auf die Zukunft!

Israel- Nelly Geva: Die SOS-Kinderdörfer in Israel sind ein Querschnitt der israelischen Gesellschaft. Hier leben Kinder, die aus den verschiedensten sozialen Verhältnissen kommen. Toleranz wird bei uns groß geschrieben. Das bringen wir den Kindern von Anfang an im täglichen Miteinander bei.

Kürzlich haben extremistische Siedler ein Familienhaus abgebrannt. Dabei starb ein Baby. Sind Sie besorgt, was als nächstes passieren wird? Befürchten Sie, dass die Situation wieder eskaliert, wie es letzten Sommer der Fall war?

Israel- Nelly Geva: Das war wirklich ein schrecklicher Vorfall. Auf beiden Seiten muss die Gesellschaft lernen die Extremisten unter Kontrolle zu bringen. Nur so können die Völker zusammen kommen. Israelische Sicherheitskräfte haben vor kurzem extremistische Juden festgenommen und in ganz Israel sind die Menschen auf die Straße gegangen, um gegen diese Brutalität und Menschenverachtung zu protestieren. Diese deutliche Reaktion gibt Hoffnung, dass weiterer Terror vermieden werden kann.

Gaza – Samy Ajjour: Unsere Erfahrung lässt da Schlimmes befürchten. Keine Seite, weder die Israelische noch die Palästinensische, unternimmt wirklich etwas, um die extremistischen Bewegungen sowohl in Israel als auch in Gaza zu stoppen.

Haben Sie schon Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um die Kinder zu beschützen, falls wieder Kämpfe ausbrechen?

Gaza – Samy Ajjour: Gleich nachdem Vorfall mit dem brennenden Haus, haben wir Notfallpläne erstellt. Die SOS-Schutzräume wurden vorbereitet, Evakuierungspläne für den Fall von Beschuss oder Bombardierung erstellt und die SOS-Kinder und ihre Mütter haben für den Ernstfall trainiert. Wir versuchen alles, um die Kinder und die Mitarbeiter bestmöglich zu schützen. Aber wir leben in Gaza, hier gibt es keine Sicherheit!

Israel – Nelly Geva: Für alle Kinder in Israel existieren bereits Notfallpläne. Trotz aller guten Hoffnungen, werden die Notfallmaßnahmen aktuell mit den Kindern aus den Kinderdörfern eingeübt. Die israelischen Kinder lernen von klein auf, wie man sich bei einem Luftangriff verhalten muss und wo der nächste Schutzraum ist.

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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit 550 Kinderdörfern und mehr als 1.800 SOS-Zusatzeinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 133 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.

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