Wenn Krankenkassen mit Start-ups die Digitalisierung zum Fliegen bringen

Premiere von Healthy Hub live

Wenn Krankenkassen mit Start-ups die Digitalisierung zum Fliegen bringen

Podiumsdiskussion beim Healthy Hub live. (Foto: Andreas Schoelzel)

BERLIN. Wie bringt man die Digitalisierung des Gesundheitssystems auch in Deutschland zum Fliegen? Auf diese Frage suchte am Mittwoch (10.04.) „Healthy Hub live“ Antworten gemeinsam mit rund 120 Vertreterinnen und Vertretern von Start-ups, Krankenkassen und der Politik. Der Healthy Hub selbst ist eine Antwort auf die Eingangsfrage. Denn Ende 2017 startete der erste Wettbewerb, der Start-ups versprach „Wir bringen euch in die GKV!“. „Das war ein Versuchsballon und der ist weit geflogen“, sagte Dr. Elmar Waldschmitt, Geschäftsführer des Healthy Hub, im Spielfeld von Roland Berger in Berlin. Er kündigte den Start des nächsten Wettbewerbs an: Am 25. April 2019 geht es in die zweite Runde, dieses Mal mit Einbindung der gesetzlichen Pflegeversicherung.

Start-ups und Krankenkassen auf Augenhöhe

Fünf Start-ups hatten sich beim ersten Wettbewerb unter 80 Teilnehmern durchsetzen können und für ihre Produkte eine von fünf Healthy-Hub-Krankenkassen (BIG direkt gesund, Hanseatische Krankenkasse, IKK Südwest, mhplus, Siemens Betriebskrankenkasse) als Partner gewinnen können. Diese fünf Paarungen stellten sich auf der Bühne in lockeren Plauderton vor und es war zu spüren, Start-ups und Krankenkassen hatten auf Augenhöhe zusammengearbeitet. Der Healthy Hub hatte sein Versprechen „Wir bringen Euch in die GKV!“ eingelöst.

700 Millionen Rezepte werden noch ausgedruckt – warum?

Einer, der der Digitalisierung im Gesundheitswesen ebenfalls Flügel verleihen will, ist Dr. Gottfried Ludewig, Abteilungsleiter Digitalisierung und Gesundheit im Bundesgesundheitsministerium. Spahn & Co. drücken dort aufs Tempo. Mit einem Ziel: „Der konkrete Mehrwert von Digitalisierung ist in den Mittelpunkt zu stellen“, so Ludewig. Jahr für Jahr würden noch 700 Millionen Rezepte ausgedruckt, daher habe das Ministerium das E-Rezept auf den Weg gebracht. Ebenso wie die Elektronische Patientenakte, die 2021 jede Krankenkasse ihren Versicherten anbieten muss. Und warum müssten sich in der Erkältungszeit Tausende von Patienten in den Wartezimmern der Arztpraxen drängen, nur um sich eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung auszustellen zu lassen? Funktioniere das nicht viel besser digital? Ludewig hält es auch für verrückt, „dass ich meiner Krankenkasse nicht meine Daten zur Verfügung stellen kann“. Oder dass es sehr schwierig ist, seine Daten für die Forschung zu spenden. Ludewig ließ keinen Zweifel daran, dass das Themen sind, über die nicht noch weitere zehn Jahre nur geredet wird. Dabei solle man aus dem Gematik-Flop lernen und eher kleine Schritte gehen, um die Lösungen nicht zu überfrachten.

Künstliche Intelligenz treibt Medizinforschung voran

Welches Tempo das Silicon Valley vorlegt, stellte Thomas Schulz, Wirtschaftskorrespondent in den USA beim Spiegel, anschaulich dar. Organe aus dem 3D-Drucker, Universal-Test für alle Infektionskrankheiten, Krebs-Früherkennung per Bluttest, Blinde sehend machen, Eingriffe in das Erbgut des Menschen, den Alterungsprozess aufhalten – das ist nicht Science-Fiction, das ist reale Forschung in den kalifornischen Labors, unterstützt mit hunderten Millionen Dollar Wagniskapital. „Die Fortschrittsbeschleunigung ist nicht linear, sondern exponentiell“, so Schulz. Man sehe immer wieder Schübe in den verschiedenen Bereichen, im Moment seien diese in der Medizin zu beobachten. Möglich macht das Künstliche Intelligenz (KI) als Basistechnologie mit der Fähigkeit, große Datenmengen zu erheben und zu analysieren. Damit verbunden sind letztlich auch ethische Fragen: Was lassen wir zu, öffnen wir die Büchse der Pandora, wenn der Mensch die Kontrolle über die Evolution erlangt? „Diese Fragen werden uns in einigen Jahren überrollen“, prophezeite Schulz.

Wunsch der SBK-Vorständin: Schnellerer Marktzugang für Versorgungsprodukte

Wo Deutschland bei der Entwicklung von Digital Health steht, wurde abschließend diskutiert. „Ich glaube, dass wir in seiner sehr dynamischen Phase sind“, zeigte sich Dr. Gertrud Demmler, Vorständin der Siemens Betriebskrankenkasse, überzeugt. Auf ihrer Wunschliste: Ein schnellerer Marktzugang für gute Versorgungsprodukte und weniger Hürden von Seiten des Bundesversicherungsamtes. „Meine ganz große Bitte ans BMG: Bei Entwicklungsprozessen die Nutzerorientierung in den Mittelpunkt zu stellen!“ Da widersprach Dr. Ludewig nicht. Die Herausforderung sei, den Kassen mehr Freiheiten zu geben. Der Marktzugang müsse anders als bisher geregelt werden, denn dieser sei auch extrem wichtig für Investoren. Allerdings ginge das weniger über Selektivverträge, vielmehr müsse der Gesamtmarkt geöffnet werden. Ludewig ergänzte mit Blick auf die USA: „Wir müssen einen europäischen Weg finden, bei dem Geld nicht mit dem Datenbesitz verdient wird, sondern mit der Verbesserung der Versorgung.“

Hindernis Datenschutz

Die größte Herausforderung für ein Start-up im Digital-Health-Bereich sei, dass die Lösung nicht nur dem Patienten, sondern auch dem Arzt und den Krankenkassen Vorteile bringen müssten, sagte Gloria Seibert, Gründerin und Geschäftsführerin der Temedica GmbH. Und man brauche Geld für den großen Wurf. Weiteres Hindernis: der Datenschutz, da werde mehr verlangt, als der Nutzer erwarte. Das sah Dr. Elmar Waldschmitt ebenso: Beim Rückruf des verunreinigten Medikaments Valsartan hätte BIG direkt gesund die betroffenen Versicherten direkt informieren können, „durften wir aber nicht“.
Zum Schluss blickte die Diskussionsrunde ein Jahr in die Zukunft. Was sollte dann erreicht sein? „Die Zahl der Start-ups sollte sich verzehnfacht haben“, sagte Dr. Karsten Neumann, Partner bei der Roland Berger GmbH.

Im Silicon Valley ist Netzwerken alles, hatte Thomas Schulz gesagt. Und genau das taten die Besucher ausgiebig nach dem offiziellen Programm.

Die BundesInnungskrankenkasse Gesundheit – kurz BIG direkt gesund – wurde 1996 in Dortmund gegründet. Die große Idee hinter der BIG: Direkter geht Krankenkasse nicht. Gemeint ist damit eine konsequente Online-Ausrichtung und Service in neuer Qualität mit großer Schnelligkeit. Die BIG nutzt moderne Kommunikationswege für ihre bundesweit mehr als 412.000 Versicherten und passt sich so dem digitalen Lebensstil ihrer Kunden an. Niedrige Verwaltungskosten im Vergleich zum Durchschnitt der Gesetzlichen Krankenversicherung und ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sind weitere große Pluspunkte. BIG direkt gesund hat ihren Rechtssitz in Berlin, der Sitz der Hauptverwaltung ist Dortmund. Die BIG beschäftigt an den operativen Standorten mehr als 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie zählt zu den finanz- und leistungsstärksten Krankenkassen Deutschlands.
Mehr Informationen zum Unternehmen finden Sie unter: www.big-direkt.de

Kontakt
BIG direkt gesund
Bettina Kiwitt
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