Neuinszenierung des „Fliegenden Holländer“ bei Wagner Fest Budapest 2015

Kovaliks Neuproduktion des »Fliegenden Holländer« im Müpa beim Festival „Wagner in Budapest“ stellte eine Herausforderung für Publikum und alle Mitwirkenden dar.

BildRegisseur Balázs Kovalik erzählt die Geschichte ganz neu, absolut unkonventionell, dennoch schlüssig und benutzte dazu gleich einmal die Ouvertüre, inszeniert mit Schnellwaschgang.

Eine Person im Hochzeitskleid wird von einer Gruppe Männer verfolgt, bedrängt und geschlagen. Ein junges Mädchen, hier die spätere Senta, kommt ihr zu Hilfe. Beide flüchten vor dem Mob auf ein Holzgestell, das einem Schiff mit dem Bug nach oben gerichtet gleicht. Man könnte aber auch die Wanten darin erkennen, auf denen dann im Laufe des Abends beinahe olympisch herum geklettert wird. (Immer wieder interessant zu sehen, wie dieses Gestell sich dann in verschiedene Orte „verdrehen“ ließ.) Die beiden Geflüchteten spielen mit Puppen und amüsieren sich. Als Senta das Klettergerüst verlässt, werden ihr diese entrissen, sie wird damit genötigt, ihr Mädchensein aufzugeben. Der Holländer trifft in diesem Moment bereits auf Mary, die in einem eleganten Abendkleid erscheint. Beide umarmen und beglückwünschen sich – die Ouvertüre endet!
Zunächst tritt der Holländer im Frack auf und verbeugt sich vor dem Publikum. Das ist irritiert und man applaudiert sogar vereinzelt. Der Holländer zieht einen Trenchcoat an, setzt sich einen Hut auf und verlässt, einen Trolley hinter sich herziehend, die Bühne.

Alles geht seinen normalen Gang, bis der Steuermann, sehr offensichtlich einsam und mit Sehnsucht an sein Mädel denkend, sich dann eines aus der Menge greift und es vergewaltig. Dieser Moment führt beim Publikum zu Unruhen. Es bleibt jedoch die einzige provokative Szene des Abends, der dann relativ werkgetreu abläuft.

Es wäre kein echter Kovalik, wenn er nicht doch bei seiner ersten Wagneropern-Inszenierung für Überraschungen im positiven Sinn sorgt. Der Holländer muss dran glauben, ihm mutet er viele tiefpsychologische Handlungsmechanismen zu: Holländer hat’s mit der Reise und dem Gepäck!, Alkohol kommt ins Spiel! Der Wahn naht!

Im Hintergrund läuft auf eine Leinwand projiziert, in ständiger Wiederholung, sein Bühnenauftritt als Holländer. Der Holländer im »Holländer«?

In der Spinnstube wird nicht gesponnen! Waschmaschinen werden auf die Bühne geschoben. Sind es sieben, für jedes verloren Jahr eine? Senta ist dagegen schon etwas fortschrittlicher, sie ist ein Wagnerfan. Bevor sie die Ballade angeht, steht sie vor einem Plattenspieler und hält das Cover einer »Holländer«-Aufnahme in der Hand. Dann besingt sie das Foto auf der Plattenhülle und schwärmt vom Interpreten der Aufnahme. (Leider konnte man nicht erkennen, um welche Einspielung es sich da handelte!) Senta lässt sich auch nicht durch Eriks Erscheinen stören, sie hört und träumt weiter! Und dann wird ihr Träumen wahr, der Holländer ist der Interpret der Aufnahme, der nun wiederum hofft, die Person seiner Erlösung gefunden zu haben. Doch Senta hat die Rechnung ohne Eriks Eifersucht gemacht, der sie anfleht, ihn nicht zu verlassen. Der Holländer erscheint in dieser Auseinandersetzung und erkennt, dass Senta bereits einem anderen ewige Liebe geschworen hat. Er entreißt ihr die Schallplatte und zerbricht sie.

In der Schluss-Szene bereiten die Frauen des Ortes den zurückgekehrten Männern einen Empfang vor. Eine Gruppe Mädchen und Jungen treten auf, schwingen die norwegische Flagge, bewegen sich in einer Art Breakdance und versuchen die Matrosen des Holländer-Schiffs zu animieren! Keine Reaktion – es ist ein Geisterschiff. Der Holländer erkennt, dass er von seinem Schicksal nicht erlöst wird und sticht in See. Senta ist verzweifelt und wirft sich ins Meer. Alles wie immer, und doch etwas verrückter, zeitnaher und glaubwürdiger.

Der tosende Applaus für die grandiose Leistung der Senta von Elisabet Strid, die fulminant und eindringlich die gesamte Partie gestaltet und stimmlich souverän dar-bietet, steigert sich in Bravorufen sicherlich auch für den akrobatischen Totaleinsatz auf dem Gerüst. Mit seinem kultivierten Heldenbariton und einer trotz der Regiees-kapaden zurückhaltenden Darstellung überzeugt James Rutherford als Holländer. Der Daland von Peter Rose besitzt den charaktervollen Bass, der bezwingend und differenziert eingesetzt wird. Der pastose Mezzo von Bernadett Wiedemann als Mary bereichert den Abend. Zoltán Nyári als Erik gefällt mit seinem Tenor, wenn auch manchmal etwas zu forciert. Uwe Strickerts wohlklingender lyrischer Tenor als Steu-ermann rundet die Aufführung ab.

Das ungarische Radio-Symphonieorchester unter der Leitung von Ádam Fischer überzeugt in eindrucksvoller Weise, sowohl in der Wucht der Dramatik, als auch in den lyrischen Passagen und vermittelt subtil dem Publikum die Romantik des Werks. Unter der Leitung von Mátyás Antal ist der Ungarische Nationalchor in Gesang und Darstellung herausragend. Und letztendlich ist wohl auch der Ort der Aufführung, der Müpa mit seiner ausgezeichneten Akustik und der eindringlichen Festival-Atmosphäre für den Erfolg des Abends mittragend.

Insgesamt bot das Festival neben dem »Ring« eine gelungene halbszenische Inszenierung, wenngleich sie das Publikum mit einigen offenen Fragen zur Regie zurück ließ. Jedoch war es für Budapest und Ungarn von Bedeutung, dass B. Kovalik nach seinem unrühmlichen Fortgang von der Staatsoper seinem Schwur, nie wieder in Ungarn zu inszenieren, untreu geworden ist. Im MüPa hat eine zeitgenössische Wagner-Inszenierung Einzug gehalten. Es mag von Dauer sein und Budapest kann langsam seine vorgestrigen Inszenierungen ablegen.

Die Vorschau auf 2016 macht bereits jetzt schon neugierig: Neben dem mittlerweile weltweit begehrten »Ring«-Zyklus an vier aufeinander folgenden Abenden wird es die erfolgreiche Inszenierung der »Meistersinger« wieder geben, und international renommierte Wagner-Sänger werden auch schon genannt, wie zum Beispiel Judit Németh, Tünde Szabóki, Iréne Theorin, Annette Dasch, Christian Franz, Gerhard Siegel und Walter Fink. Und selbstverständlich alles unter der musikalischen und künstlerischen Leitung von Ádám Fischer. (Manfred Zweck)

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