Medizinforschung: Mundhöhlenkrebs kalkulierbar machen

Medizinforschung: Mundhöhlenkrebs kalkulierbar machen

Durch ORAMOD können Tumore auf den Untersuchungsbildern genau hervorgehoben werden.

Jährlich sterben viele Menschen in Deutschland an den Folgen von Mundhöhlenkrebs. Die Erkrankung bricht häufig nach der Entfernung des Haupttumors wieder aus. Eine Softwareentwicklung des Fraunhofer IGD soll nun dazu beitragen, die Wiederauftrittswahrscheinlichkeit des Krebses vorherzusagen.

Mundhöhlenkrebs ist eine besonders unangenehme und gefährliche Krankheit. Jedes Jahr stellen Ärzte in Deutschland mehr als 10.000 Mal diese Diagnose. Für gewöhnlich sind die Betroffenen über 50 Jahre alt. Rund 45 Prozent der Patienten sterben in Deutschland in den ersten fünf Jahren nach Bekanntwerden des Krebses. Die Erkrankung ist vor allem deshalb so unberechenbar, da sie überraschend häufig zu Rückfällen führt, selbst wenn der Haupttumor entfernt wurde.

Im EU-Projekt ORAMOD ist ein Softwaresystem entwickelt worden, das anhand von Patientendaten Ärzten hilft, die Wiederauftrittswahrscheinlichkeit von Mundhöhlenkrebs genauer und schneller vorherzusagen. Das Fraunhofer IGD steuerte einen Teil der Softwarelösung für das System bei. „Unsere Lösung hilft dem Arzt durch halbautomatische Ansätze, den Tumor auf den Untersuchungsbildern genau hervorzuheben“, erklärt Dr. Stefan Wesarg vom Fraunhofer IGD. „Mit unserer Software kann der Arzt die relevanten Bereiche im Mundraum genau analysieren.“ Auf diese Weise entgehen dem Arzt auch kleinste Veränderungen in der Mundhöhle nicht. Dies ermöglicht Vergleiche mit bekannten Krankheitsverläufen und soll in Zukunft zuverlässige Prognosen für den Patienten ermöglichen.

Wesarg und seine Forscher-Kollegen wollen damit Patienten und Ärzte in die Lage versetzen, auf einer guten Grundlage die weitere Behandlung zu planen. „Eingriffe in der Mundhöhle sind nicht risikolos“, erklärt Wesarg. „Wenn Sprechen, Essen und Atmen beeinträchtigt sind, wird es gefährlich. ORAMOD soll helfen, die Risiken besser abzuschätzen und damit den Betroffenen die bestmögliche Behandlung sichern.“

Im Moment wird ORAMOD im klinischen Einsatz in den Universitätskliniken von Amsterdam, Düsseldorf und Parma getestet. Neben dem Fraunhofer IGD, das für die bilddatenbezogenen Teil der Softwareentwicklung zuständig war, gehören sieben weitere Partner zum Forschungskonsortium: die Universität Parma (Validierung), die VU University Amsterdam (Modellerstellung, Validierung), STMicroelectronics N.V. (Hardware), OneToNet S.R.L. (Kommunikationsprotokolle), die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Validierung), das VTT Technical Research Centre of Finland (Validierung) sowie Velti Kainotomes Epixeiriseisae Olokliromenon Liseon Pliroforikis (User Experience).

Das Projekt wird von der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen: FP7-ICT-2013-10-VPH-611425).

Weiterführende Informationen:

Fraunhofer IGD Technologie für ORAMOD:
https://www.igd.fraunhofer.de/Institut/Abteilungen/VHT/Projekte/OraMod

Projektseite:
http://www.oramod.eu/

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