Allerseelenschlacht 1944 / Hürtgenwald 1944 Richtigstellung

durch ZIF: Zeitgeschichte – interdisziplinäre Forschungsgruppe

Allerseelenschlacht 1944 / Hürtgenwald 1944  Richtigstellung

Führung durch die ZIF am Peterberg

Allerseelenschlacht 1944 / Hürtgenwald 1944
Richtigstellung durch ZIF: Zeitgeschichte – interdisziplinäre Forschungsgruppe

In der Dürener Zeitung/Aachener-Zeitung erschienen Anfang November zwei längere Artikel – verfasst von Guido Jansen. Der Redakteur bezieht sich bei seinen Ausführungen auf die Aussagen von
a) PD Dr. Christoph Rass, Migrationsforscher der Uni Osnabrück und Autor diverser Publikation u.a. „Menschenmaterial – Deutsche Soldaten an der Ostfront“,
b) die Autoren Rene Rohrkamp und Peter M. Quadflieg (gemeinsam mit Rass, Verfasser des Auftragsgutachtens „Gerhard Graf von Schwerin und das Kriegsende in Aachen. Ereignis, Mythos, Analyse“, wobei das Ergebnis des Gutachtens schon bei der Beauftragung feststand und
c) Achim Konejung, Berufskabarettist, Filmemacher und Autor einer journalistischen Arbeit über den 1. Weltkrieg im Rheinland.

Aussage von Jansen:
Überschrift „Hürtgenwald, der Wald der Schmerzen“
Richtigstellung durch ZIF:
Schon die Überschrift des Artikels lässt erkennen, dass hier wieder die Mär vom Ursprung des Namens „Hürtgenwald“ bedient wird und wieder einmal der Eine vom Anderen (falsch) abgeschrieben hat. Der uns heute bekannte Name „Hürtgenwald“ ist eine amerikanische Wortschöpfung und geht auf eine Besprechung im Hauptquartier der 1. US-Armee unter General Hodges zurück. Da die Amerikaner die Angewohnheit hatten, alles mit Namen zu versehen, um es leichter aussprechen zu können, suchten sie einen Namen für dieses riesige Waldstück nach einem Ort, der mitten darin lag. Aus nachvollziehbaren Gründen – unaussprechbar für die US- Soldaten – schieden die Bezeichnungen Vossenack, Schevenhütte, etc. aus. Die Wahl fiel auf Hürtgen (Vgl. MacDonald, The Battle of the Huertgen Forest, S.3).
Auch Konejung kolportiert immer wieder das Gerücht, Hürtgenwald würde sich von der englischen Vokabel „to hurt“ (wehtun, schmerzen) ableiten. Diese Aussage ist schlicht und einfach falsch.

Aussage von Jansen:
Die Allerseelenschlacht als „Mutter aller Schlachten“
Richtigstellung durch ZIF:
Die sog. Allerseelenschlacht (2.11. bis 14.11.) bzw. die 2. Schlacht um Schmidt, so die korrekte Bezeichnung, war zwar die verlustreichste, aber zugleich die kürzeste Phase der Hürtgenwaldschlacht. Die dort eingesetzte 28.US Inf. Div. musste bis zum 15.11.44 Verluste in Höhe von 6.184 Mann verzeichnen und nicht 6.814.

Aussage von Jansen mit Bezug auf Konejung:
„Normalerweise tauchen die Vermissten nach einem Gefecht irgendwann wieder auf“.
Richtigstellung durch ZIF:
Auch ein solcher Satz zeigt die Inkompetenz des Verfassers. Auch die vermissten US-Soldaten tauchten in der Tat überwiegend nach den Gefechten wieder auf, allerdings in den Kriegsgefangenenlagern für alliierte Soldaten (Stalags), so rund 2.300 Soldaten von der 28.US Inf.Div.

Aussage von Jansen:
Mit Bezug auf Konejung bzw. Rass wird behauptet, General Model sei Oberbefehlshaber West gewesen.
Richtigstellung durch ZIF:
Model war zu keinem Zeitpunkt OB West, sondern Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B. Auch wurde Model bereits am 30.3.1944 zum Generalfeldmarschall befördert und nicht zum General.

Aussage von Jansen:
Mit Bezug auf die vorhin genannten „Militärexperten“, wird behauptet, Model habe die 116.Pz.Div. (Windhund-Division) im Kampf um Schmidt eingesetzt.
Richtigstellung durch ZIF:
Die 116.Pz.Div. besaß zu diesem Zeitpunkt nur rund 60 % ihres Personalbestandes. Der kampfunerfahrene und neu zugeführte Ersatz konnte zu diesem Zeitpunkt nur unzureichend eingesetzt werden. Lediglich eine Kompanie des PzRgt.16 unter Führung des Oberleutnants Werner Adam griff Schmidt am 4.11.44 mit ganzen fünf Panzern (PzKw IV) an. Soviel zur konstatierten Übermacht der Windhund-Div.

Aussage von Jansen:
Mit Bezug auf Konejung wärmt Jansen die Mär auf, wonach die Amerikaner mit Kartenmaterial gearbeitet hätten, auf dem der 1938 gebaute Rurstausee nicht eingezeichnet war.
Richtigstellung durch ZIF:
Schon bei den Bunkerkämpfen um die Paustenbacher Höhe konnten die dort eingesetzten US-Truppen deutsches Kartenmaterial erbeuten. Auch wissen wir heute durch die Geschichte des jüdischen deutschstämmigen US-Captains Kauffmann aus Drove bei Kreuzau, dass die US-Truppen schon bei den Kämpfen um Aachen die entsprechenden Unterlagen des Wasserbauamtes Aachen erbeuten konnten.

Gerne ist die ZIF zukünftig bereit, sachkompetente Beiträge zur Geschichte des 2. Weltkrieges in diesem Raum zu liefern. Gleichzeitig möchten wir an dieser Stelle allerdings feststellen, dass die Kompetenz der von Konejung „ausgebildeten“ und durch die Rureifel-Touristik vermarkteten History Guides teilweise nur als mangelhaft bezeichnet werden kann.
Herbert Leuchter

ZIF=Interdisziplinäre Forschungsgruppe für Zeitgeschichte ist ein Zusammenschluss von Historikern, Fachautoren, Heimatforschern, Sozialwissenschaftlern etc. aus dem Raum Köln/Aachen, die mit lokalen Geschichtsvereinen kooperieren, um die regionale Zeitgeschichte zu erforschen und einer interessierten Öffentlichkeit im Sinne demokratischer Erinnerungskultur zu präsentieren. Ein Schwerpunkt ist dabei die Militärgeschichte der Staaten Frankreich, Belgien, Luxemburg, Niederlande und Deutschland.

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